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Biodiversität funktioniert nur mit Land- und Forstwirten nicht gegen sie!

Der rapide Verlust unserer biologischen Vielfalt gehört wie der Klimawandel zu den größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Diese Woche hat das Europäische Parlament mit der neuen Biodiversitätsstrategie ambitionierte Ziele zum Erhalt der Artenvielfalt und dem Schutz unserer vielfältigen natürlichen Ökosysteme in Europa verabschiedet.

 

Es ist richtig und wichtig, dass wir uns ambitionierte Ziele setzen, doch diese sollten auch realistisch erreichbar und wissenschaftlich fundiert sein. Mit der neuen Biodiversitätsstrategie gehen wir so aktiv wie noch nie gegen den drohenden Artenverlust vor. Natur- und Artenschutz in der EU-Biodiversitätsstrategie sollten Hand-in-Hand mit allen Branchen, der Land- und Forstwirtschaft sowie der breiten Bevölkerung gehen. Dies wird über das Gelingen der Biodiversitätsstrategie letztendlich entscheiden!

 

Bereits heute spielt die Land- und Forstwirtschaft beim Klima-, sowie Artenschutz eine wesentliche Rolle und trägt dazu bei, dass Europa Vorreiter der Biodiversität ist. Wir können nicht mit unrealistischen Zielen und praxisfernen Vorgaben erfolgreich sein, sondern müssen den Schutz der Artenvielfalt mit den Praktikern aus der Land- und Forstwirtschaft erarbeiten. Dabei ist insbesondere unser Wald ein unverzichtbarer Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten und gleichzeitig Lieferant für einen der wichtigsten nachwachsenden Rohstoffe Holz. Die Biodiversitätsstrategie sollte auch weiterhin die Multifunktionalität der Europäischen Wälder garantieren. Unsere Wälder sind Ökosysteme und Wirtschaftswälder zugleich. Nachhaltige Aktivitäten wie eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, Jagd- und Fischereipraktiken, die mit den Schutzzielen vereinbar sind sollten auch weiterhin möglich sein. Eine Bewirtschaftung schließt den Schutz und die Förderung der Biodiversität nicht aus, ganz im Gegenteil. Die in der Oberpfalz und Franken betriebene traditionelle Karpfenwirtschaft ist ein gutes Beispiel für den hohen naturschutzfachlichen Wert von fachlich bewirtschafteten Teichflächen.

 

Es muss uns daher gelingen ein Gleichgewicht zwischen freiwilligen Maßnahmen und Regulierungsmaßnahmen herzustellen. Ein Biodiversitätsgesetz nach Vorbild des „Climate Law“ sowie verbindliche Widerherstellungsziele wären nicht zielführend. Dafür habe ich mich auch in den Diskussionen und Abstimmungen zur EU-Biodiversitätsstrategie in den vergangenen Wochen verstärkt eingesetzt.

 

Auch dürfen wir über das berechtigte Ziel des Erhalts der Biodiversität nicht die Versorgungssicherheit Europas mit Lebensmitteln vergessen. Es wäre zweifelsohne der falsche Weg, wenn wir in Europa so grün und nachhaltig sind wie nie, aber unsere Agrar- und Forstprodukte aus Drittstaaten importieren müssten, wo es keine Klima- und Artenschutzstandards gibt. Global gesehen würden wir dabei sogar womöglich für mehr Verlust an Biodiversität führen.

 

Artenvielfalt und Biodiversität - davon bin ich überzeugt - werden wir nur mit Kooperation und Partnerschaften, nicht aber mit Verboten erreichen.