Neutraubling: Otto Lehmann GmbH
Diese Woche war ich zu Besuch bei der Otto Lehmann GmbH in Neutraubling. Mit rund 350 Mitarbeitern betreibt das Unternehmen am Standort Neutraubling zwei Feuerverzinkungsanlagen und produziert Bau- und Bedachungsartikel wie Rinnenhaken und Schneefangsysteme. Feuerverzinkter Stahl bietet sich als nachhaltiges Material hervorragend an, weil er langlebig, recycle- und wiederverwendbar ist.
Neben unternehmerischen Themen wurden u.a. auch die EU-Bauproduktenverordnung und die Renovierungswelle als politische Punkte aufgegriffen. Franz Ehl, Geschäftsführer und Gesellschafter der Otto Lehmann GmbH, nutzte die Gelegenheit, um einige zentrale Forderungen der Branche zur Europäischen Baupolitik zu adressieren und Herausforderungen zu diskutieren. Leider vernachlässige die Baupolitik oftmals wichtige Nachhaltigkeitsparameter und könnte viel konsequenter sein, so Ehl. „Die Politik solle vielmehr Regularien erlassen, die bei Bauprodukten die Wiederverwendung und das Recycling am Ende der Lebensdauer besser berücksichtigen und mehr Anreize für die Verwendung schaffen.“
Ein wichtiger Punkt, welchen ich auch für die künftig anstehenden Diskussionen zur Überarbeitung der Bauproduktenverordnung und der Renovierungswelle nach Brüssel mitnehmen werden. Gebäude und deren Infrastruktur sind ein bedeutendes menschengemachtes Rohstofflager. Es muss uns in den anstehenden Verhandlungen in Brüssel gelingen, Klimaschutz, Energieeffizienz und die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben, gleichzeitig aber kein weiteres Brüsseler Bürokratiemonster zu schaffen.
Pirkmühle: Constantia Pirk
2022 wird ein spannendes Jahr für die Verpackungsindustrie: die Europäische Kommission hat angekündigt einige neue Verordnungen vorzulegen. So plant die Kommission beispielsweise, dass bis 2030 alle auf dem EU-Markt befindlichen Verpackungen auf wirtschaftlich vertretbare Weise wiederverwendbar oder recycelbar sein sollen. Wie sich dies auf die Praxis und die Hersteller von Verpackungen auswirken könnte, darüber konnte ich mir bei meiner Werksbesichtigung der Constantia Pirk in Pirkmühle ein erstes Bild machen können.
Constantia Flexibles beschäftigt rund 8.500 Mitarbeiter an rund 36 Produktionsstandorten in 16 Ländern. Einer der größten Standorte befindet sich in Pirkmühle. Neben der Herstellung von flexiblen Verpackungen in Form von dünnen und flexiblen Kunststofffolien, hat sich Constantia Pirk vor allem auf die Herstellung von hochveredelten Pharmazieprodukte (Folien für Medikamentverpackungen) im Siebdruckverfahren spezialisiert und den Standort in Pirkmühle stetig erweitert.
Schon heute sind über 75% der Haushaltsverpackungen aus Kunststoff recyclingfähig und es werden deutlich mehr. Dennoch gibt es weiterhin große rechtliche Hürden. Befeuert durch die anhaltende öffentliche Plastikdiskussion nimmt die Zahl der EU-Mitgliedstaaten zu, die eigene nationale Verpackungsvorschriften erlassen, obwohl in der EU eigentlich einheitliche Regelungen für Verpackungen gelten, weil ansonsten der freie Austausch von – zumeist verpackten – Waren im Binnenmarkt nicht möglich wäre, so Dr. Martin Engelmann, Geschäftsführer der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen. Ein Problem für europaweit tätige Unternehmen, wie Constantia Pirk.
„Durch einzelne nationalstaatliche Regelungen entstehe ein regulatorischer Flickenteppich, der den Warenaustausch im Binnenmarkt gefährdet. Es wäre interessant zu erfahren, wie die EU-Kommission diese einzelstaatlichen Regelungen sieht“, so Engelmann. Ein wichtiger Punkt, auf welchen ich im Rahmen einer Parlamentarischen Anfrage an die Kommission bereits hingewiesen habe. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Kommission dazu äußern wird.