„Unsere Landwirtschaft steht mehr denn je unter Druck. Die Lebensmittelexporte der Ukraine ernähren 400 Millionen Menschen weltweit. Der Krieg verschärft die Ernährungssituation weltweit derart, dass wir uns ideologische Politik nicht leisten können“, warnt der Oberpfälzer Europaabgeordnete Christian Doleschal beim digitalen Europaforum zur Zukunft und den Herausforderungen der europäischen Landwirtschaft, welches in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Bauernverband Oberpfalz (BBV) stattfand. Als Experte der europäischen Agrarpolitik stand Europaabgeordneter und Vorsitzender des Agrarausschusses im Europäischen Parlament Norbert Lins den Oberpfälzer Landwirtinnen und Landwirten Rede und Antwort.
Lins selbst war Teil einer Delegation, die sich in dieser Woche an der polnisch-ukrainischen Grenze darüber informierte, wie es gelingen kann ukrainischen Weizen durch die EU nach Afrika und den Nahen Osten zu bringen: „Leider scheint, dass sehr schwierig zu werden. Die EU-Kommission muss jetzt dringend handeln, um eine Versorgungskrise vor der europäischen Haustür zu vermeiden“, so Norbert Lins. Gemeinsam mit weiteren Abgeordneten der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament haben sich Lins und Doleschal an Kommissionspräsidentin von der Leyen gewandt und unter anderem die zweijährige Aussetzung der Flächenstilllegungsverpflichtung von vier Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in der neuen GAP gefordert. „Das Potential unserer Böden darf nicht ungenutzt bleiben“, so Doleschal. Auch Ackerfähiges Grünland sollte kurzfristig wieder zu Ackerland werden: „So könnten knapp 120.000 Hektar mehr bewirtschaftet werden.“
„Landwirtschaft ist in der Gesellschaft angekommen. Jetzt müssen Politik und Gesellschaft verstehen, dass Landwirtschaft ein großer Teil der Lösung vieler Herausforderungen ist, sei es bei der Ernährungssicherheit aber auch bei der Bewältigung des Klimawandels“, so Bezirksbäuerin Rita Blümel. BBV Präsident Josef Wutz ergänzte: „Die deutsche Landwirtschaft kann und will ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Bis zu zwei Millionen Tonnen Weizen könnten zusätzlich produziert werden. Mit den geplanten neuen Regelungen zur gemeinsamen Agrarpolitik würde aber die Produktion von Nahrungsmitteln in Europa weiter eingeschränkt. Wir fordern insbesondere erleichterte Fruchtfolgeregelungen und eine Aussetzung der Stilllegungsverpflichtung.“
Die Abgeordneten Doleschal und Lins sagten zu sich auch hier weiter an der Seite der Landwirte einzusetzen.
Neben der Ernährungssicherheit, standen das EU-Programm Fit-for55, als Teil des Green Deals, sowie die EU-Forststrategie, als auch der Umgang mit Fischottern und Wölfen im Fokus der Diskussion. Einigkeit besteht auch dabei, dass Politik und Landwirtschaft in eine Richtung gehen und Widersprüche ausgeräumt werden müssen.
In regelmäßigen Abständen organisiert Europaabgeordneter Doleschal Europaforen als Expertenrunden zu unterschiedlichen Themen.