Interview mit der PNP: "Wir wollen möglichst viel Union pur"

Am Wochenende trifft sich der Nachwuchs der Unionsparteien zum Deutschlandtag in Halle (Saale). Christian Doleschal, Vorsitzender der Jungen Union (JU) Bayern, erklärt, welche Themen bei der Bundestagswahl wichtig sind und wie Jungwähler überzeugt werden sollen. Er erklärt auch, warum er sich eine Koalition mit „diesen Grünen“ nicht vorstellen kann.

 

PNP: Der Deutschlandtag der Jungen Union steht unter dem Motto „Wirtschaft retten, Deutschland stärken“. Warum ist das Thema für Sie so wichtig?

Christian Doleschal: Wir erleben eine große Verunsicherung in unserem Land. Deutschland hat das schlechteste Wachstum aller G7-Staaten und fällt weiter zurück. Wirtschaft ist vielleicht nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts. Ohne eine funktionierende Wirtschaft haben wir im Haushalt keinen Spielraum für soziale Leistungen. Deshalb müssen wir unser Land wieder zu der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit bringen, die es vor der Ampel-Regierung hatte.

 

Auf welche Themen wollen Sie im Wahlkampf noch setzen?

Doleschal: Das zweite wichtige Thema ist die Migration. Auch dort herrscht eine große Verunsicherung, die Kommunen sind überfordert. Wir haben gute Konzepte dieses Thema glaubhaft ordentlich zu lösen. Und für uns als Junge Union sind natürlich auch der demographische Wandel und die Digitalisierung wichtige Zukunftsthemen.

 

Viele junge Wähler stimmten zuletzt für die AfD, davor waren FDP und Grüne sehr beliebt. Ist es nicht Aufgabe der Jungen Union, die jungen Menschen für sich zu gewinnen?

Doleschal: Selbstverständlich. In Bayern ist die Junge Union beziehungsweise CSU auch Marktführer bei den Jung- und Erstwähler. 2021 haben FDP und Grüne bei den Jungen stark abgeschnitten, aber viele von ihnen sind schwer enttäuscht worden. Da besteht die Gefahr, dass sie sich der AfD zuwenden. Dem wollen wir entgegenwirken.

 

Wie?

Doleschal: Mit starken Personen und vielen jungen Kandidaten. Dazu wollen wir auf einen schlanken Staat und mehr Eigenverantwortung setzen. Wir wollen die Chancen auf Eigentum wieder erhöhen. Denn wir erleben eine junge Generation, die leistungsbereit ist und Verantwortung übernehmen will. Aber wir müssen unsere Botschaften gut in den sozialen Medien platzieren. Die enttäuschten jungen Wähler sollen sich für uns als bürgerliche Mitte und nicht für die AfD entscheiden.

 

Ist Friedrich Merz der beste Kanzlerkandidat, den die Union ins Rennen schicken kann?

Doleschal: Friedrich Merz ist ein starker Kanzlerkandidat und wir sind froh, dass die Entscheidung im großen Miteinander gefallen ist. Die Junge Union Bayern wird alles dafür tun, dass wir mit Merz nächstes Jahr die Ampel ablösen und mit ihm den Bundeskanzler stellen werden. CDU/CSU haben gezeigt, dass es jetzt darum geht, Verantwortung für das Land zu übernehmen. Es ist eine gute Entscheidung, auch wenn wir keinen Zweifel daran haben, dass Markus Söder auch ein starker Kandidat gewesen wäre.

 

Was erwarten Sie von Markus Söder im Wahlkampf?

Doleschal: Markus Söder wird mit seiner Stärke als Ministerpräsident und seiner Beliebtheit auch außerhalb Bayerns einen entscheidenden Beitrag dazu leisten wird, dass wir die Bundestagswahl gewinnen werden.

 

Aus der CSU heißt es: Eine Koalition mit den Grünen ist nicht möglich. Wie sieht das die bayerische Junge Union?

Doleschal: Wir wollen in der nächsten Bundesregierung möglichst viel Union pur. Die Leute sind enttäuscht und haben die Schnauze voll. Deswegen braucht es einen echten Politikwechsel. Im Europäischen Parlament erleben wir, dass das mit den Grünen nicht möglich ist. Und wir erleben auch, dass bei schwachen Grünen meist der ideologisch linke Kern übrig bleibt. Momentan versuchen die Grünen zwar, bürgerlich zu blinken, aber wir sollten ihnen da nicht auf den Leim gehen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie im nächsten Jahr eine Koalition mit diesen Grünen möglich sein soll.

 

Sie sind seit fünf Jahren im Europäischen Parlament. Wie beurteilen Sie die deutsche Politik aus dieser Perspektive?

Doleschal: Deutschland hatte im europäischen Kontext unter Angela Merkel ein hohes Ansehen, aber unter Olaf Scholz hat das stark gelitten. Mittlerweile ist die Bundesregierung in vielen Punkten kein verlässlicher Partner mehr. Wir waren immer der wirtschaftliche Motor in Europa, aber jetzt sind wir die rote Laterne. Daran ist die Ampel Schuld. Es gibt in Europa eine große Sehnsucht nach einer starken, stabilen deutschen Politik. 

 

Quelle:  https://www.pnp.de/nachrichten/bayern/bayerns-ju-chef-erteilt-koalition-mit-diesen-gruenen-absage-17274668

Das Interview führte Florentin Fischer (Mediengruppe Bayern)