Der Bundesverband der Freien Berufe hat mir folgende Frage gestellt: Was sollten aus Ihrer Sicht die Prioritäten der für Juni 2025 zu erwartenden neuen Binnenmarktstrategie sein?
Meine Antwort lautet:
Mit 450 Millionen Verbrauchern und über 23 Millionen Unternehmen ist der EU-Binnenmarkt das Rückgrat unserer Wirtschaft. Doch er wird weiterhin durch zahlreiche Hindernisse gebremst – ein Defizit, das die Europäische Kommission in ihrem Jahresbericht vom Januar 2025 selbst klar benannt hat. Trotz stabiler Investitionsausgaben, reger Forschungstätigkeit und einen umfangreichen Talentpool fällt es Europäischen Unternehmen schwer zu expandieren. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bleiben hinter denen in China und in den USA zurück, die Digitalisierung kommt nur schleppend voran, und bürokratische Hürden belasten vor allem unsere kleinen und mittelständischen Unternehmen.
Hohe Energiepreise und die Dekarbonisierung von Industrie und Energiesystemen beeinträchtigen unsere Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich. In der für Juni 2025 erwarteten EU Binnenmarktstrategie wünsche ich mir daher einen klaren Fokus auf den Bürokratieabbau, wie es die Europäische Kommission auch in ihrem kürzlich veröffentlichten Wettbewerbskompass angekündigt hat: 25 Prozent weniger Berichtspflichten für alle Unternehmen und 35 Prozent weniger für KMUs. Gleichzeitig müssen wir unsere strategischen Abhängigkeiten und marktverzerrende Überkapazitäten in Drittstaaten konsequent im Blick behalten. Europa braucht jetzt mutige Schritte, um seinen Binnenmarkt zukunftsfest zu machen.